„Berufe live“ in der Realschule

Handwerk hat goldenen Boden. Davon konnten sich jetzt rund 90 Schüler der Realschule Kalkar bei der ersten Ausgabe von „Berufe live“ überzeugen. Vier erfahrene örtliche Handwerksbetriebe nutzten an zwei Abenden die Gelegenheit, den Schülerinnen und Schülern des 9. Schuljahres unterschiedliche Ausbildungsgänge zu präsentieren. Bei allen Berufsbildern im Fokus der Schüler: Ausbildungsverläufe, Weiterbildungschancen und Verdienstmöglichkeiten.

Das Bild zeigt Hanswerksmeister Peter Lippes in der Realschule Kalkar.

Peter Lippes, der den Ausbildungsgang des Dachdeckers erläuterte, machte unter anderem deutlich, dass neben handwerklichem Geschick auch Schwindelfreiheit und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen erforderlich sind, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. In der Parallelveranstaltung des ersten Informationsabends führte Stefan Brauer den jungen Menschen die Reize einer technikorientierten Ausbildung in den Sparten Elektro-Heizung-Sanitär vor Augen. Brauer betonte, dass die Verdienstmöglichkeiten für Handwerker mitunter deutlich besser seien, als die vieler Akademiker. Er warnte die Schüler aber gleich-zeitig vor der Illusion, nach der Schule höre das Lernen auf. „Die Zukunft gehört dem Handwerk, aber top Leistungen erbringen Handwerker nur dann, wenn sie sich auch kontinuierlich weiterbilden.“

Am zweiten Informationsabend standen der Beruf des Tischlers und der des Betonbauers im Mittelpunkt. Florian Poorten, der einst mit seiner Berufswahl an eine 160jährige Familientradition anknüpfte, weckte erfolgreich die „Lust aufs Handwerk“. Hochmoderne Technik bilde ein spannendes Umfeld. Die Ausbildung zum Tischler diene mitunter als Sprungbrett zur Meister- oder Technikerausbildung oder zu einem handwerksbezogenen Studium. Poorten ermutigte die Schülerinnen und Schüler, Entscheidungsfreude zu zeigen. Anders als in anderen Ländern fehle in Deutschland eine Kultur des Scheiterns. „Auch Fehlentscheidungen gehören zum Leben und helfen bei der Persönlichkeitsbildung“, hob Poorten hervor.

Auch die Vielfalt der Aufgaben eines Betonbauers überraschte die Schüler erkennbar. Dominik van Bebber führte mit Hilfe eines kurzen Videofilms in den Ausbildungsgang ein. Überrascht waren die Schüler von den guten Verdienstmöglichkeiten in diesem Bereich. „Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gehören zum unverzichtbaren Rüstzeug von Auszubildenden im Handwerk“, machte van Bebber deutlich. Wer kein „Büromensch“ sei, finde im Baugewerbe spannende und anspruchsvolle Aufgaben.

„Ich habe die Vielfalt des Handwerks total unterschätzt“, äußerte ein Schüler am Ende des Infoabends und vereinbarte gleich einen Praktikumstermin. Bürgermeisterin Britta Schulz und Wirtschaftsförderer Bruno Ketteler waren angenehm überrascht, wie interessiert die jungen Menschen waren. „Wir werden „Berufe live“ im kommenden Jahr auf jeden Fall fortsetzen“, lautete ihr Fazit. Dafür sprach sich auch Realschulleiter André Bobe aus. „Unsere Schüler bringen beste Voraussetzungen für eine handwerkliche Ausbildung mit. Der Dialog mit den Handwerksmeistern hat daher für uns absolute Priorität.“