Die Stadt Kalkar blickt auf eine lange und bedeutende Geschichte, die von vielen verschiedenen kulturellen und religiösen Gemeinschaften geprägt wurde. Auch die jüdische Gemeinde ist Bestandteil dieser Geschichte. Doch diese Gemeinschaft wurde im Laufe des Zweiten Weltkriegs nahezu vollständig vernichtet. Heute ist es der Stadt Kalkar ein Anliegen, an die jüdische Gemeinde zu erinnern und die Opfer der Verfolgung zu würdigen. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Kalkar soll bewahrt werden, um die tragischen Ereignisse der Verfolgung während des Nationalsozialismus lebendig zu halten und die Erinnerung für zukünftige Generationen zu bewahren.
Das grundlegende Werk "Juden in Kalkar" von Bergmann/Bondy/Pomerance, Kleve 1999, ist vergriffen, jedoch in den Bibliotheken, auch im Stadtarchiv, einzusehen. Der Arbeit des Kalkarer Historikers Dr. Günther J. Bergmann sind die wichtigsten Ergebnisse der stadtgeschichtlichen Forschung zu dieser Thematik zu verdanken.
Jüdischer Friedhof Kalkar

Die Erinnerung an die jüdische Gemeinde Kalkars wird nicht zuletzt durch den jüdischen Friedhof am Pappelkamp bewahrt. Der Eingang befindet sich in der Nähe der Stadtwindmühle, hinter dem Gebäude der Familienbildungsstätte.
Friedhöfe werden in der jüdischen Kultur mit mehreren Namen benannt. Auf hebräisch heißt die Begräbnisstätte „bejt olam": Haus der Ewigkeit. Eine weitere Bezeichnung lautet: Guter Ort. Die Grabsteine der jüdischen Friedhöfe am Niederrhein stammen zumeist aus dem frühen 19. Jahrhundert und reichen bis in die 1930er Jahre. Der Nationalsozialismus hat auch die Begräbniskultur der jüdischen Gemeinden vernichtet. Die Grabsteine wurden so zu steinernen Zeugnissen des jüdischen Lebens am Niederrhein bis zum Völkermord. Der jüdische Friedhof in Kalkar ist in einer Urkunde aus dem Jahr 1805 verzeichnet; das Grundstück wird von der ehemaligen Stadtmauer begrenzt, der Friedhof umfasst 59 Grabsteine. Der älteste erhaltene Grabstein datiert aus dem Jahr 1868 (Adelgunde Spier). Ältere Grabsteine sind nicht mehr erhalten. Eine kleine Grabplatte erinnert an Erich Spier, der wenige Wochen nach den Pogromen am 28. Dezember 1938 in Dachau ermordet wurde. Im Jahre 1969 - drei Jahre nach einer nicht aufgeklärten Schändung des Jüdischen Friedhofs - erfolgte als jüngste Bestattung die von Bernhard Piczenik, der im Kalkarer Josefshaus verstarb. Der jüdische Friedhof ist stets zugänglich und wird als städtischer Erinnerungsort gepflegt und besucht.

Das Foto zeigt den Jüdischen Friedhof um 1939. Die Gestaltung, Formensprache und Motivauswahl sind typisch für die Friedhöfe der jüdischen Landgemeinden. Die Motive beschränken sich auf den Davidstern, segnende Hände und Schmetterlinge. Die Inschriften folgen einem Grundschema. Eingeleitet von der Kopfformel „Hier ist begraben", schließen sich die Lobrede (Eulogie), die Namensnennung und die Lebensdaten an. Der Segen „Ihre/Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens" steht am Ende der Inschrift.
Stolpersteine in Kalkar

Weitere ausführliche Informationen, Fotos und Dokumente zur Geschichte der Juden in Kalkar finden sie auf der Homepage der Interessengemeinschaft STOLPERSTEINE in Kalkar e. V.
Jüdische Gedenkstätten in Kalkar
In der Stadt Kalkar befinden sich mehrere Orte des Gedenkens und der Erinnerung an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Gedenkstein für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Stadtpark

Vyth-Spier-Platz
Der Platz ist benannt nach den jüdischen Ratsmitgliedern Gustav Vyth (1924-1929), Josef Spier (1910-1915) und Elias Moses Spier (1840-1845 und 1850-1867).

Thora-Rolle am Vyth-Spier-Platz
Unweit des Grundstücks, auf dem sich die Kalkarer Synagoge bis zur Zerstörung 1938 im historischen Stadtkern befand, erinnert die Thora-Rolle - ein Arbeit des Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann - am Vyth-Spier-Platz an den Verlust des geistig-religiösen Mittelpunkts der kleinen jüdischen Gemeinde.

Denkmal an der ehemaligen Synagoge in Kalkar
Unmittelbar an der Hanselaerstraße erinnert eine Tafel mit einer Kupferplatte der Künstlerin Christel Verhalen und einem farbigen Glasbild der Künstlerin Eva Sand an die Synagoge und die Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung.